Mein Kampf
Eckdaten
Text
George Tabori
Regie
Matthias Straub
Co-Regie
Marten Straßenberg
Ausstattung
Carola Volles
Besetzung
Frau Tod: Kerstin Hänel
Hitler: Florian Graf
Gretchen: Nélida Martinez
Schlomo Herzl: Stephan Mertl
Himmlisch: Niklaus Scheibli
Lobkowitz: Thomas Straus
Premiere
08.10.2022 Landestheater Coburg
„Der Drahtseilakt, den dieses von der “Heiterkeit der Verzweiflung” getränkte Meisterwerk jetzt wie einst bedeutet, ist Schauspieldirektor Matthias Straub und seinem jungen Co-Regisseur Marten Straßenberg rundweg gelungen: Ein gespenstisch-clownesker Firnis überzieht das von melancholischen Klezmerklängen untermalte Spiel, das zum befreienden Lachen animiert, und doch in keinem Moment zur Hitler-Comedy abzudriften droht. […] Mit langem Applaus dankt das Premierenpublikum für diesen ungemein intensiven Theatergenuss, der sich nicht im Lachen erschöpft. Denn die Zeitbombe tickt am Ende immer noch.“
(Neue Presse Coburg)
„In ihrer gemeinsamen Coburger-Neuinszenierung finden Schauspieldirektor Matthias Straub und sein Co-Regisseur Marten Straßenberg zusammen mit Carola Volles als Ausstatterin eine schlüssige Lösung […] Sie lassen diesen Abend zwischen detailreichem Realismus, genau dosierter Abstraktion, allegorischen Anspielungen und Absurdität pendeln. Konkret und abstrakt zugleich ist diese Inszenierung von der ersten Szene an. Absurdes Theater und erschreckender Realismus […] ein erschreckend intensives, erschreckend aktuelles Kammerspiel in Kriegs-und Krisenzeiten.“
(Coburger Tageblatt)
In Frau Merschmeyers Heim für die Heimatlosen in der Blutgasse in Wien zu Beginn des 20. Jahrhunderts wohnen die beiden Juden Schlomo Herzl und Lobkowitz. Herzl ist ein Buchhändler, der Bibeln verkauft und verzweifelt versucht, an seinen Memoiren zu arbeiten; Lobkowitz ist ein ehemaliger Koch, der sich nun für Gott hält. Eines Tages steht plötzlich ein neuer Mitbewohner vor der Tür. Es ist ein junger Mann aus Braunau am Inn, der hier in Wien an der Akademie nun Kunst studieren möchte. Während Lobkowitz wenig mit dem neuen Gast anfangen kann, kümmert sich Schlomo sichtlich rührend um diesen unerfahrenen und sehr ungehobelten Menschen, stutzt ihm den Bart und verpasst ihm mit einem Seitenscheitel das bekannte Aussehen des späteren Adolf Hitler. Auch bringt er den jungen Mann dazu, die Kunst sein zu lassen und es stattdessen lieber mal mit der Politik zu versuchen.
Mit schwerwiegenden Konsequenzen …
Taboris tiefsinnige und bitterböse Farce erzählt vom (un)aufhaltsamen Aufstieg des Nationalsozialismus und seines Führers Adolf Hitler. In einer grotesken Weise wird erzählt, wie Schlomo Herzl vergeblich versucht, der Zerstörungswut, dem Größenwahn und Hass Hitlers mit unterwürfiger Nächstenliebe entgegenzuwirken.
In seiner sehr umfangreichen Theaterarbeit setzte sich der Büchner-Preisträger George Tabori (1914-2007) immer wieder mit den Gräueltaten der NS-Zeit auseinander. Stücke wie „Die Kannibalen“, „Jubiläum“ und vor allem „Mein Kampf“ werden bis heute oft gespielt und zählen zu den bedeutendsten literarischen Auseinandersetzungen mit dem Holocaust.